Erinnerung an die erste Sitzung des Potsdamer NS-Erbgesundheitsgerichts: Führung in Leichter Sprache & Präsentation von Opferbiografien in Leichter Sprache

Blick in die Dauerausstellung zum sogenannten NS-Erbgesundheitsgericht in der Gedenkstätte Lindenstraße

Blick in die Dauerausstellung zum sogenannten NS-Erbgesundheitsgericht in der Gedenkstätte Lindenstraße

Vor genau 90 Jahren tagte am 10. März 1934 das Potsdamer „Erbgesundheitsgericht“ zum ersten Mal. Bereits bis Ende des Jahres 1934 hatte es die Zwangssterilisation von mehr als 700 Menschen aus der Region um Potsdam angeordnet. Ingesamt wurden während der NS-Diktatur etwa 400.000 Menschen wegen vermeintlicher „Erbkrankheiten“ zwangsweise sterilisiert. Über 6.000 Personen, hier insbesondere Frauen und Mädchen, verstarben infolge von Komplikationen nach der Operation. Ein großer Teil der Betroffenen von Zwangssterilisationen waren Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren.

Die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße nimmt aus diesem Anlass auch diesen Teil der NS-Geschichte des Ortes, der Stadt Potsdam und der Region in den Blick. Das „Erbgesundheitsgericht“ hatte seinen Sitz am einstigen Haft- und Justizort in der Lindenstraße. Zur Erinnerung an die erste Sitzung des Potsdamer „Erbgesundheitsgerichts“ und die anschließende Verfolgung von Menschen aufgrund von „Erbkrankheiten“, ergänzt die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße ihre Dauerausstellung um mehrere Biografien in Leichter Sprache. Sie werden am 10. März 2024 um 11 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt. Anschließend wird eine thematische Einführung in Leichter Sprache angeboten.

Eines der Schicksale der Betroffenen des Potsdamer „Erbgesundheitsgerichts“ ist jenes, des damals 15-jährigen Günther B. 1933 wurde er wegen epileptischer Anfälle in der Landesheilanstalt Potsdam aufgenommen. Im Januar 1935 stellte der hiesige Anstaltsleiter Hans Heinze beim „Erbgesundheitsgericht“ einen Antrag auf Günther B.s Sterilisierung – eine Praxis, die damals deutschlandweit aktuelle und frühere Patient:innen von neurologischen oder psychiatrischen Einrichtungen betraf. Trotz des Einspruchs seiner Mutter wurde Günther B. im November 1935 zwangssterilisiert.

Günther B.s weiteres Schicksal ist bis heute nicht bekannt. Für zahlreiche Betroffene stellten die Verfahren jedoch nur den Beginn der Verfolgung auf Basis der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ dar. Schätzungsweise 300.000 Menschen wurden ab 1939 Opfer systematischer Krankenmorde.

10. März 2024, 11 Uhr
Thematische Einführung in Leichter Sprache zum Potsdamer „Erbgesundheitsgericht“ & Präsentation einiger Opferbiografien in Leichter Sprache.
Der Eintritt ist frei.
Anmeldung erwünscht unter info@gedenkstaette-lindenstrasse.de

 

 

Datum/Zeit
10.03.2024
11:00 Uhr