Seit die zweite Projektphase des inklusiven, aufsuchenden Bildungsangebots „Vergangenheit verstehen“ im September 2023 gestartet ist, konnten in bereits 14 umgesetzten Workshops 140 Personen in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen von Wismar an der Ostsee bis Kamenz an der deutsch-tschechischen Grenze erreicht werden. „Der Workshop regt zum Nachdenken an!“, „Es war spannend, über das Thema zu sprechen“, „Es hätte gern noch länger gehen können“ – So oder so ähnlich klingt das bisherige Feedback der Teilnehmenden.
Das Projekt „Vergangenheit verstehen“ der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße ist bundesweit das einzige inklusive, aufsuchende Bildungsangebot, bei dem historisch-politische Bildungsarbeit direkt vor Ort in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen realisiert wird.
Gedenkstättenleiterin Maria Schultz: „Es ist mir ein besonderes Anliegen, Hürden
abzubauen, Teilhabe zu ermöglichen und diesen bedeutenden ehemaligen Haft- und Justizort attraktiv und zugänglich für unterschiedliche Zielgruppen zu machen. Menschen mit Behinderungen ist der Zugang zu historisch-politischer Bildungsarbeit an Gedenkorten beispielweise durch bauliche oder sprachliche Barrieren oftmals erschwert. Ich freue mich deshalb ganz besonders, dass wir mit der großzügigen Förderung der Bundeszentrale für politische Bildung mit diesem Angebot direkt in die Werkstätten fahren können.“
Das Angebot ist auf die Bedarfe und Voraussetzungen von Menschen mit Behinderungen zugeschnitten. Mitarbeitende der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße fahren direkt in die Werkstätten, wo die Werkstattmitarbeitenden an zwei Tagen in mehrteiligen Workshopreihen eine Orientierung in der Geschichte erhalten und sich sowohl mit Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen mit Behinderungen im Nationalsozialismus als auch dem Prozess der Inklusion und den eigenen Rechten auseinandersetzen. Im Rahmen eines Gegenbesuchs in der Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße können die Themen vertieft werden.
„Die Resonanz auf unser Angebot ist sehr gut, viele Werkstätten wollen teilnehmen“, sagt Martina Reimann, koordinierende Projektmitarbeiterin. Von den insgesamt 25 im Projektrahmen avisierten Workshops konnten bereits 14 umgesetzt und somit um die 140 Personen in Werkstätten von Wismar an der Ostsee bis Kamenz an der deutsch-tschechischen Grenze erreicht werden. Drei Gruppen, darunter Teilnehmende aus dem 250km entfernten Pirna, haben bisher den Weg in die Gedenkstätte Lindenstraße nach Potsdam gefunden. Weitere Workshops und Gegenbesuche sind bereits geplant. „Jeder Workshop ist auch für uns neu und spannend, weil die Teilnehmenden immer wieder neue Aspekte reinbringen. Die Teilnehmenden schätzen insbesondere die Biographiearbeit, in der sie Individuen mit Behinderung aus der Zeit des Nationalsozialismus kennenlernen. Bei Betrachtung der Nachgeschichte lernen sie viel über Kontinuitäten der Ausgrenzung. Sie teilen ihre Diskriminierungserfahrung im Heute und werden als politische Gesprächpartner:innen ernst genommen. Mit dem digitalen Rundgang durch die Gedenkstätte Lindenstraße nehmen die historischen Berichte konkrete Gestalt an. Die Teilnehmenden sehen den ehemaligen Gerichtssaal und die Gefängniszellen, bekommen eine Vorstellung von den Haftbedingungen im ehemaligen Gefängnis. Vor allem können wir auf diese Erkundung auch die Teilnehmenden mitnehmen, denen der Live-Besuch in der Gedenkstätte Lindenstraße aufgrund baulicher Barrieren nicht möglich ist. Wir freuen uns auf die Termine“, so Martina Reimann.
Dank der Förderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung ist das Angebot für die Einrichtungen und für die Teilnehmenden komplett kostenfrei.
Anmeldungen und Nachfragen zur Workshopreihe „Vergangenheit verstehen“ richten Sie gern an die Projektmitarbeiterin Martina Reimann:
Tel.: 0331-971 89 008
E-Mail: vergangenheit-verstehen[at]gedenkstaette-lindenstrasse.de