Jochen Stern bei der Übergabe seiner umfangreichen Schenkung privater und sowjetischer Unterlagen an die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße

Jochen Stern bei der Übergabe seiner umfangreichen Schenkung privater und sowjetischer Unterlagen an die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße © Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße, Foto Hagen Immel

Jochen Stern bei der Übergabe seiner umfangreichen Schenkung privater und sowjetischer Unterlagen an die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße © Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße, Foto Hagen Immel

Die umfangreiche Schenkung umfasst Dokumente zu seiner politischen Verfolgung, Verhaftung und Verurteilung durch den sowjetischen Geheimdienst. Er war als Teil der sogenannten „LO-Gruppe“ aus Frankfurt/Oder 1947/1948 im sowjetischen Geheimdienstgefängnis in der Potsdamer Lindenstraße inhaftiert. Die Schenkung enthält Vernehmungsprotokolle, Anweisungen des sowjetischen Geheimdienstes (NKWD), die Zusammenfassung der Anklageschrift sowie das Urteil gegen die einzelnen Mitglieder der Gruppe. Daneben übergibt Jochen Stern der Stiftung Briefe aus der späteren Haft im Speziallager Bautzen. Sie sind an seine Eltern adressiert, die erst 1949 von seiner Verurteilung erfahren haben und über zwei Jahre nicht gewusst hatten, was mit ihrem Sohn geschehen war.

Der Vorstand der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße, Historikerin Maria Schultz freut sich außerordentlich über die Schenkung: „Wir sind sehr froh, dass wir die biografischen Zeugnisse von Jochen Sterns Haft in Potsdam auch für künftige Zeiten am ehemaligen Haftort erhalten und in unserer Bildungs-, Forschungs- und Ausstellungstätigkeit einsetzen können. Sie stellen einen wichtigen Beitrag zur angemessenen Erinnerung an die Opfer stalinistischer Gewaltherrschaft und Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone dar. Gerade auch im Hinblick auf unser aktuelles Digitalisierungs- und Dokumentationsprojekt zur sowjetischen Nutzungsphase des Gerichts- und Haftortes Lindenstraße 54/55 sind originale Unterlagen von außerordentlicher Bedeutung, da für diesen Zeitraum weder zentrale Registraturunterlagen noch einstige sowjetische Geheimdienstunterlagen für die deutsche Forschung zugänglich sind. Die Überlieferung von Jochen Stern gibt einerseits Auskunft über das Vorgehen des Geheimdienstes und enthält wertvolle Informationen zu weiteren inhaftierten Personen des Gefängnisses Lindenstraße, andererseits ermöglicht sie, die Auswirkungen auf die unmittelbaren Betroffenen nachzuzeichnen.“