Ernst Westphal (1871-1949), Richter am Amtsgericht, #WissenWasWar

Bericht über die Beurlaubung Ernst Westphals vom Richteramt, Ausschnitt aus der Potsdamer Tageszeitung, 5. April 1933

Bericht über die Beurlaubung Ernst Westphals vom Richteramt, Ausschnitt aus der Potsdamer Tageszeitung, 5. April 1933

Der Jurist Ernst Westphal war seit 1912 am Landgericht Potsdam als Richter tätig. Er wechselte 1921 an das Potsdamer Amtsgericht, wo er bis 1925 leitender Richter für Strafsachen war. Sein Büro befand sich im Gerichts- und Haftgebäude in der Lindenstraße. Obwohl Teilnehmer des Ersten Weltkriegs, wurde er im April 1933 vom Richteramt zwangsweise beurlaubt. Trotz seiner evangelischen Konfession galt er als „Halbjude“. Eine berufliche Rückkehr ins Richteramt blieb ihm verwehrt. Um weiteren Zwangsmaßnahmen zuvorzukommen, beantragte er im Sommer 1933 seine Versetzung in den Ruhestand. Westphal blieb, auch aufgrund der Bekanntheit seines Schwiegervaters, des Berliner Mäzens James Simon, von Deportationen verschont. Sein Versuch, nach dem Novemberpogrom 1938 mit seiner Frau Helene nach Südafrika zu emigrieren, scheiterte an den rigiden Einreisebestimmungen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die Nationalsozialisten zwangen ihn 1940 sein Haus in Dahlem zu verkaufen. In den folgenden Jahren fand das Ehepaar in unterschiedlichen Berliner Wohnungen Unterschlupf. Sie wurden mehrmals ausgebombt und verloren ihre restliche Habe. Die Benutzung von Luftschutzkellern war ihnen als Juden untersagt. Sie lebten halb im Untergrund, ständig drohte ihnen die Verhaftung. Beide überlebten Krieg und Völkermord und reisten 1947 zu ihren schon im Jahr 1935 nach Südafrika geflohenen beiden Kindern aus.

Finden Sie weitere Informationen in der bis 17. März verlängerten Sonderausstellung „ENTRECHTET“ sowie in der ebenfalls bis 17. März verlängerten Sonderausstellung „Auf dem rechten Auge blind… Politische Justiz in Potsdam zwischen 1919 und 1933“.

Wir beteiligen uns an #WissenWasWar, einer Social Media-Aktion anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Die Aktion #WissenWasWar soll zeigen, dass die Gedenk- und Erinnerungsarbeit tagtäglich an hunderten Orten in Deutschland erfolgt und möchte eine breite Öffentlichkeit dazu einladen, die vielen Einrichtungen mit ihren vielfältigen Angeboten kennenzulernen. Auch wir werden in den kommenden Wochen immer wieder Beiträge posten und mit dem Hashtag versehen, um an den 27. Januar zu erinnern.