Fritz Hirschfeld ließ sich nach Jurastudium und Soldatenzeit im Ersten Weltkrieg als Rechtsanwalt 1919 in Potsdam nieder. Drei Jahre später wechselte er in den Staatsdienst und wurde 1926 zum Amtsrichter am Amtsgericht Potsdam ernannt. Im Folgejahr übernahm er den Vorsitz des Potsdamer Arbeitsgerichts, welches im Gerichtsgebäude in der Lindenstraße seinen Sitz hatte. Im April 1933 durfte er als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs zunächst im Staatsdienst verbleiben, jedoch wurde er von seiner Funktion als Vorsitzender des Arbeitsgerichts entbunden und zum Amtsrichter degradiert. Obwohl er 1935 zum Katholizismus übergetreten war, wurde er als Jude verfolgt, 1935 zunächst beurlaubt und Anfang 1936 mit nur 49 Jahren zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Wie alle anderen Juristen jüdischer Herkunft durfte er fortan seinen Beruf nicht mehr ausüben. Die Gestapo inhaftierte ihn im Zuge des Novemberpogroms 1938 für drei Wochen im Potsdamer Polizeigefängnis. Durch die Unterstützung Maimi von Mirbachs gelang ihm 1939 die Flucht nach Holland. Seine Tochter konnte nach Großbritannien ausreisen, seine Frau Grete starb 1941 an Krebs. Nach der Besetzung des Landes durch die Wehrmacht im Jahr 1940 wurde er 1942 zunächst in das KZ Westerbrok verschleppt und über das KZ Theresienstadt ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde Fritz Hirschfeld im Oktober 1944 ermordet.
Finden Sie weitere Informationen in der bis 17. März verlängerten Sonderausstellung „ENTRECHTET“ sowie in der ebenfalls bis 17. März verlängerten Sonderausstellung „Auf dem rechten Auge blind… Politische Justiz in Potsdam zwischen 1919 und 1933“.
Wir beteiligen uns an #WissenWasWar, einer Social Media-Aktion anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Die Aktion #WissenWasWar soll zeigen, dass die Gedenk- und Erinnerungsarbeit tagtäglich an hunderten Orten in Deutschland erfolgt und möchte eine breite Öffentlichkeit dazu einladen, die vielen Einrichtungen mit ihren vielfältigen Angeboten kennenzulernen. Auch wir werden in den kommenden Wochen immer wieder Beiträge posten und mit dem Hashtag versehen, um an den 27. Januar zu erinnern.