11. September: Tag des offenen Denkmals in der Gedenkstätte Lindenstraße

Gedenkstätte Lindenstraße, Außenansicht auf das "Große Holländische Haus" © Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße, Foto Günter Schneider

Gedenkstätte Lindenstraße, Außenansicht auf das „Große Holländische Haus“ © Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße, Foto Günter Schneider

Der diesjährige Tag des offenen Denkmals am 11.09.2022 steht unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“. Der Haft- und Justizkomplex Lindenstraße vereint wie kein anderes Gebäude inmitten von Potsdam lokale Sternstunden der Demokratie mit den dunkelsten Kapiteln deutscher Diktaturgeschichte. Am Tag des offenen Denkmals können Besucher:innen anhand von Führungen diese wechselvolle Geschichte des Gebäudekomplexes kennenlernen. Der Blick wird dabei immer wieder auch auf das Gebäude und die Relikte sowie architektonischen Spuren der früheren Nutzung gelenkt.

Angebote
10-18 Uhr: Eintritt frei & kostenlose Audioguides in Deutsch, Englisch und Leichter Sprache
11 Uhr: Führung zur Hausgeschichte & Architektur
14 Uhr: Führung durch die Sonderausstellung „Wir dachten, wir können die Welt aus den Angeln heben. Die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (1989 bis 1995)“ mit der Gedenkstättenleiterin Maria Schultz

Der Eintritt zu den Führungen ist frei.
Anmeldung erwünscht unter info@gedenkstaette-lindenstrasse.de

Zur Hausgeschichte
Das Vorderhaus der Lindenstraße 54 wurde 1734 bis 1737 im Auftrag von König Friedrich Wilhelm I als barockes Stadtpalais im holländischen Stil errichtet. Vom Stadtschloss abgesehen war das „Große Holländische Haus“ das prächtigste Gebäude in Potsdam. Nach dem Ende der napoleonischen Besatzung trat im Rahmen der preußischen Reformen am 19. November 1808 die preußische Städteordnung in Kraft. In Potsdam konstituierte sich erstmalig eine Stadtverordnetenversammlung, die ab 1809 in der Lindenstraße 54  zusammen kam. 1820 zog das Potsdamer Stadtgericht in das Gebäude. Anfang des 20. Jahrhunderts tagte im Vorderhaus das Amtsgericht, im Hinterhof entstand der noch heute vorhandene Gefängniskomplex. In der nationalsozialistischen Diktatur 1933-1945 diente das Haus als Gefängnis für politisch und rassistisch Verfolgte sowie ab 1934 als Sitz eines sogenannten Erbgesundheitsgerichts. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die sowjetische Geheimpolizei NKWD das Areal als zentrales Gefängnis im Land Brandenburg sowie als Verhandlungsort Sowjetischer Militärtribunale. Ab 1952 war an diesem Ort die regionale Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR angesiedelt. Im Ergebnis der Friedlichen Revolution 1989/90 wurde aus dem Gefängnis ein Ort der Demokratie. Im Januar 1990 zogen hier Bürger:inneninitiativen, Vereine und neue Parteien ein.

Zur Sonderausstellung
Die Gedenkstätte Lindenstraße vereint in ihrer Historie Diktatur- und Demokratiegeschichte in Potsdam. Das zuletzt als Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR genutzte Gebäude wurde Anfang 1990 zum „Haus der Demokratie“. Regimekritische Gruppen, Büger:inneninitiativen und die neu gegründete Sozialdemokratische Partei zogen hier ein und gaben durch ihr Engagement dem Haus eine neue Prägung. Zu diesen politischen Engagierten gehörte die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen, die im Dezember 1989 eine eigene Interessensvertretung gegründet hatte. Doch das Wirken der Unabhängigen Fraueninitiative zwischen 1989 und ihrer Auflösung 1995 ist nahezu vergessen. Mit der Sonderausstellung „Wir dachten, wir können die Welt aus den Angeln heben. Die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (1989 bis 1995)“ möchte die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße diese Initiative wieder in Erinnerung rufen, ihren politisch-gesellschaftlichen Beitrag in der Umbruchphase hervorheben und damit zugleich einen weiteren Teil der Geschichte des Ortes aufarbeiten.