Jeanette Toussaint ist mit dem Hexenbesen des Autonomen Frauenzentrums ausgezeichnet worden. Die Ethnologin bekam den Preis am Donnerstag in der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße überreicht, für die sie aktuell die Sonderausstellung „Wir dachten, wir können die Welt aus den Angeln heben. Die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (1989 bis 1995)“ vorbereitet, die ab dem 26. August 2022 in der Gedenkstätte Lindenstraße zu sehen sein wird.
Die Soziologin und Ethnologin wird für ihr Engagement und nicht zuletzt die Erforschung von Frauengeschichte in unterschiedlichen Zeiten ausgezeichnet. Schon 2016 widmete sie zum 25-jährigen Jubiläum des Autonomen Frauenzentrums Potsdam den bis dato mit dem Hexenbesen ausgezeichneten Frauen das Buch „Ein Besen für mutige Frauen – 27 Gesichter und ein Preis“. Der Preis wird an aktive Frauen verliehen. Sie sollen symbolisch mit dem Besen „mit Schwung und Kraft für die Interessen von Frauen“ kehren.
Gedenkstättenleiterin Maria Schultz freut sich ganz besonders für Frau Toussaint: „Jeanette Toussaint ist eine wunderbare Preisträgerin des Hexenbesens. Wir sind sehr froh, mit so einer engagierten und versierten Kollegin zusammenarbeiten zu dürfen. Die Arbeiten von Frau Toussaint schätze ich sehr. Ihre Ausstellung zum Frauenwahlrecht in Brandenburg im Rahmen des Projektes „Frauenwahllokal“ fand zu recht bundesweit Beachtung. Mit sehr viel Fingerspitzengefühl hat sie sich mit inhaftierten und tatbeteiligten Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück aber auch mit bisher wenig beachteten Lebenswegen wie denen von Anni von Gottberg oder Else Niemöller beschäftigt. Für die Potsdamer Lokalhistorie ist u.a. ihr Buch über die Geschichte der hiesigen Lichtspielhäuser von Bedeutung.“
Zur Sonderausstellung:
Schon seit 2019 forscht Jeanette Toussaint zur Unabhängigen Initiative Potsdamer Frauen, der sie einst selbst angehörte. An die Forschungen anknüpfend, entsteht die Sonderausstellung „Wir dachten, wir können die Welt aus den Angeln heben. Die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (1989 bis 1995)“ am historischen Ort. Die Gedenkstätte Lindenstraße vereint in ihrer Historie Diktatur- und Demokratiegeschichte in Potsdam. Das zuletzt als Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR genutzte Gebäude wurde Anfang 1990 zum „Haus der Demokratie“. Regimekritische Gruppen, Büger:inneninitiativen und die neu gegründete Sozialdemokratische Partei zogen hier ein und gaben durch ihr Engagement dem Haus eine neue Prägung. Zu diesen politischen Engagierten gehörte die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen, die im Dezember 1989 eine eigene Interessensvertretung gegründet hatte. Doch das Wirken der Unabhängigen Fraueninitiative zwischen 1989 und ihrer Auflösung 1995 ist nahezu vergessen. Mit der Sonderausstellung möchte die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße diese Initiative wieder in Erinnerung rufen, ihren politisch-gesellschaftlichen Beitrag in der Umbruchphase hervorheben und damit zugleich einen weiteren Teil der Geschichte des Ortes aufarbeiten.